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4 Grundprinzipien

1950 wurden von der AOA (American Osteopathic Association) 4 Prinzipien definiert

1. Der Körper ist eine Einheit.
Die Person ist eine Einheit aus Körper, Geist und Seele.

Der Körper funktioniert als Einheit. Alle Strukturen und Gewebe des Körpers sind mechanisch (Gelenke, Muskel, etc.) und durch das Nervensystem sowie durch die Körperflüssigkeiten miteinander verbunden. Abweichungen von einer normalen Funktion und Mobilität haben Auswirkungen auf die Gesamtfunktion des Körpers. Erst das Zusammenspiel der einzelnen Strukturen ermöglicht dem Organismus, als Ganzes zu funktionieren. Darum werden in der Osteopathie nie einzelne Beschwerden bzw. Krankheiten behandelt, sondern immer der Mensch in seiner Gesamtheit.

2. Der Körper ist zur Selbstregulation, Selbstheilung und zum Erhalt der Gesundheit fähig.

Die Fähigkeit unseres Körpers, Gesundheit zu erhalten oder bei Erkrankung wiederzuerlangen, verdanken wir seinen Selbstheilungskräften. Diese zeigen sich auf vielfältige Weise, z.B.

  • wenn gerinnendes Blut eine Wunde verschließt,
  • wenn ein Knochen nach einem Bruch wieder zusammenwächst,
  • wenn Bakterien bei Entzündungen abgewehrt werden,
  • wenn unser Körper nach einer Viruserkrankung gegen diese Erkrankung immun wird.

Osteopathie unterstützt den natürlichen Heilungsprozess durch die Wiederherstellung der Beweglichkeit aller Gewebe und der Zirkulation der Flüssigkeiten im gesamten menschlichen Körper.

Jedes Gewebe im Körper muss ausreichend und gut versorgt sowie entsorgt werden (z.B. Zufuhr von Nährstoffen und Sauerstoff, Abtransport von Stoffwechselprodukten und CO2). Eine langfristige Störung dieser Versorgung und Entsorgung kann die Qualität und Mobilität der Gewebe verändern. Dies gilt für alle Körperflüssigkeiten (arterielles und venöses System, Lymphflüssigkeit, Gehirnflüssigkeit usw.). In der Osteopathie wird versucht, eine optimale Ver- und Entsorgung aller Strukturen mit Körperflüssigkeiten sicherzustellen, um so eine ideale Funktion des Körpers zu erreichen.

3. Struktur und Funktion stehen in reziproker Wechselwirkung zueinander

Struktur und Funktion des Körpers bedingen einander. Funktionsstörungen können sich in einer beeinträchtigten Beweglichkeit der Strukturen des Körpers zeigen. In der Osteopathie werden die Bewegungen der Körperstrukturen zueinander untersucht und überprüft. Dadurch können Funktionsstörungen festgestellt werden. Anschließend wird mittels osteopathischer Techniken versucht, den Strukturen zu ihrer ursprünglichen Bewegungsfähigkeit zu verhelfen. Ist die Mobilität wieder hergestellt, werden die Selbstregulationskräfte aktiv und alles kann erneut in optimalem Umfang funktionieren.

4. Eine rationale Behandlung basiert auf den ersten drei Prinzipien.

5 Modelle

2010 wurden von der OIA (Osteopathic International Alliance) die fünf Modelle des Osteopathie ins Leben gerufen. Diese wurden von der WHO (World Health Organisation) in den Benchmarks for Training in Osteopathy definiert und anerkannt. Die fünf Modelle dienen Osteopath:innen als Orientierung der Struktur-Funktions-Beziehung in der Untersuchung und Behandlung. Dazu zählen:

  • Das biomechanische Modell

Das biomechanische Modell betrachtet den Körper als eine Integration somatischer Komponenten, die als Mechanismus für Haltung und Gleichgewicht fungieren. Belastungen oder Ungleichgewichte innerhalb dieses Mechanismus können die dynamische Funktion beeinträchtigen, den Energieverbrauch erhöhen, die Propriozeption (das Gefühl für die relative Position und Bewegung benachbarter Körperteile) verändern, die Gelenkstruktur verändern, die neurovaskuläre Funktion beeinträchtigen und den Stoffwechsel verändern. Dieses Modell wendet therapeutische Ansätze an, einschließlich osteopathischer Manipulationstechniken, die die Wiederherstellung von Haltung und Gleichgewicht sowie den effizienten Einsatz von Muskel-Skelett-Komponenten ermöglichen.

  • Das respiratorische-zirkulatorische Modell

Das Atmungs-/Kreislaufmodell befasst sich mit der Aufrechterhaltung extrazellulärer und intrazellulärer Umgebungen durch die ungehinderte Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen sowie die Entfernung zellulärer Abfallprodukte. Gewebestress oder andere Faktoren, die den Fluss oder die Zirkulation von Körperflüssigkeiten beeinträchtigen, können die Gewebegesundheit beeinträchtigen. Dieses Modell wendet therapeutische Ansätze, einschließlich osteopathischer Manipulationstechniken, an, um Funktionsstörungen der Atemmechanik, des Kreislaufs und des Flusses von Körperflüssigkeiten zu beheben.

  • Das neurologische Modell

Das neurologische Modell berücksichtigt den Einfluss der Wirbelsäulenfazilitation, der propriozeptiven Funktion, des autonomen Nervensystems und der Aktivität von Nozizeptoren (Schadensmelder) auf die Funktion des neuroendokrinen Immunnetzwerks. Von besonderer Bedeutung ist die Beziehung zwischen dem somatischen und dem viszeralen (autonomen) System. Dieses Modell wendet therapeutische Ansätze, einschließlich osteopathischer Manipulationstechniken, an, um mechanische Belastungen zu reduzieren, neuronale Eingaben auszugleichen und den nozizeptiven Antrieb zu reduzieren oder zu beseitigen.

  • Das Metabole (Stoffwechsel) Modell

Das metabole Modell erkennt an, dass der Körper versucht, ein Gleichgewicht zwischen Energieproduktion, -verteilung und -verbrauch aufrechtzuerhalten. Die Aufrechterhaltung dieses Gleichgewichts hilft dem Körper, sich an verschiedene Stressfaktoren (immunologische, ernährungsphysiologische, psychologische usw.) anzupassen. Dieses Modell wendet therapeutische Ansätze, einschließlich osteopathischer Manipulationstechniken, an, um Faktoren anzugehen, die das Potenzial haben, die Produktion, Verteilung oder den Verbrauch von Energie zu regulieren.

  • Das bio-psycho-soziale Modell

Das biopsychosoziale Modell erkennt die verschiedenen Reaktionen und psychischen Belastungen, die sich auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Patienten auswirken können. Dazu gehören umweltbedingte, sozioökonomische, kulturelle, physiologische und psychologische Faktoren, die Krankheiten beeinflussen. Dieses Modell wendet therapeutische Ansätze, einschließlich osteopathischer Manipulationstechniken, an, um die Auswirkungen und Reaktionen auf verschiedene biopsychosoziale Belastungen anzugehen.